Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

New Model Army: Sinfonia (Review)

Artist:

New Model Army

New Model Army: Sinfonia
Album:

Sinfonia

Medium: CD/LP/CD+DVD/Download/CD+Blu-ray
Stil:

Alternative Rock / New Wave / Post Punk

Label: earMusic / Edel
Spieldauer: 124:05 + 33:05
Erschienen: 15.09.2023
Website: [Link]

Im 42. Jahr ihrer Gründung stellten sich NEW MODEL ARMY einer Herausforderung, an der schon schwerer Kaliber der Rock- und Metal-Szene gescheitert sind. Gemeint ist die Disziplin "Orchesteralbum", doch die Briten verzeichnen dabei aus mehreren Gründen einen bravourösen Erfolg.

Der Mitschnitt wurde am 15. Juli 2022 im Berliner Tempodrom gemacht, zur Seite stand den Hauptmusikern das freie Sinfonia Leipzig Orchester, und herausgekommen ist ein ruhig geschnittener Konzertfilm, der die Klassiker in den Mittelpunkt, auch weil die Bandmitglieder nicht ständig in Aktion sind, wofür es gute Gründe gibt…

Die Partituren wurden hörbar nicht von einem durchschnittlichen klassischen Arrangeur geschrieben, sondern von Violinistin Shir-Ran Yinon (Eluveitie), die sich selbst in erster Linie als Begleiterin von Bands sieht, seit Jahren mit NEW MODEL ARMY arbeitet und unter anderem auf Frontmann Justin Sullivans 2021er Soloalbum "Surrounded" mitwirkte. Dieser sagt im gut halbstündigen Making-of zu "Sinfonia", Rockband und Orchester seien im Verbund ohnehin "too much", daher müsse man eher subtrahieren als addieren, was im Einzelfall bedeutet, dass sich je nach Song die Tonalität, Struktur und/oder Stimmung erheblich geändert haben.

Unabhängig davon möchte die Gruppe offensichtlich möglichst viele Studioalben abdecken und fokussiert dabei trotzdem ihre Schaffenszeit nach der Jahrtausendwende. Sullivan wirkt zunächst etwas verloren ohne Gitarre, überstrahlt aber im Laufe des Sets mehr und mehr alle anderen Beteiligten mit seinem Charisma, so wie man es von herkömmlichen Army-Shows kennt.

Der Ohrwurm 'Devil's Bargain' ("Between Wine and Blood", 2014) ist ein perfekter Einstieg und steckt auf seine sanft brodelnde Art zusammen mit dem wuchtigen 'Devil' ("Winter", 2016) im Anschluss quasi das Feld ab: Die Band und ihr vielköpfiger Anhang laut-leiseln, jauchzen himmelhoch und ziehen sich in sich selbst zurück, feuern aus allen Rohren und setzen komplett aus - alles im Wechsel und immer an den richtigen Stellen.

Beim treibenden 'Innocence' ("Impunity", 1990) macht sich das Publikum erstmals laut mitsingend bemerkbar, mit fortlaufender Spielzeit wird seine Euphorie zu Recht weiter wachsen. Das sich langsam aufbauende 'Ocean Rising' ("Today Is A Good Day", 2009) scheint genauso wie das lebhaft melodische 'Guessing' ("Between Wine and Blood") prädestiniert für ein solches Projekt zu sein, dito das eindringliche 'March In September' ("Between Dog and Wolf", 2013) und das selten gespielte 'Marry The Sea' ("Ballads EP", 1993) mit kurzer Ansprache und minimalistischer Streicher-Begleitung.

In 'Passing Through' ("From Here", 2019) und 'Lullaby' ("Strange Brotherhood", 1998) hält sich das Orchester ebenfalls bis zuletzt zurück - Kontrapunkt dazu: das wilde 'Shot 18' ("No Rest For The Wicked", 1985) mit prominenten Bläsern das den Endspurt einläutet, wobei 'Purity' ("Impurity", 1990) in einer fast neunminütigen Version als deutlicher Höhepunkt des über zwei Stunden dauernden Programms durchgeht.

Das weitgehend instrumentale 'Vagabonds' ("Thunder And Consolation", 1989) räumt Shir-Ran Yinon die Hauptrolle ein und endet mit einem fulminanten Crescendo/Accelerando, ehe 'Green And Grey' vom selben Album wieder nur fast alleine von Sullivan bestritten wird. Der forsche "Strange Brotherhood"-Opener 'Wonderful Way To Go' setzt auf acht Minuten ausgedehnt den ultimativen Schlusspunkt.

FAZIT: NEW MODEL ARMY plus Classic geht nicht nur hundertprozentig auf, sondern ist schier fantastisch - die neue Messlatte für jeden Rock-Orchester-Crossover. Die alternativen Arrangements zeigen, wie unverwüstlich und profund die Diskografie der Band zwischen Indie, Post Punk und Art Rock ist, die Auswahl der Songs zeugt von Selbstbewusstsein, was ihre jüngere Vergangenheit angeht, und die gesamte Inszenierung strotzt vor Dynamik: ein künftiger Klassiker im Bereich Livealben!

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4375x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • 1. Overture
  • 2. Devil's Bargain
  • 3. Devil
  • 4. Innocence
  • 5. Winter
  • 6. March In September
  • 7. 1984
  • 8. Orange Tree Roads
  • 9. Marry The Sea
  • 10. Ocean Rising
  • 11. Ballad
  • 12. Passing Through
  • 13. Guessing
  • 14. Too Close To The Sun
  • 15. Lullaby
  • 16. Did You Make It Safe?
  • 17. Shot 18
  • 18. Purity
  • 19. Vagabonds
  • 20. Green and Grey
  • 21. Wonderful Way To Go

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!